Nicht selten arbeitet die Feuerwehr eng mit dem Rettungsdienst an Einsatzstellen zusammen. Bei einem kritischen Patienten ist der Rettungsdienst mit seinem Personal vor Ort schnell ausgelastet. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die Feuerwehren den Rettungsdienst effektiv unterstützen können, sofern die Einsatzlage es zulässt und der jeweilige Gruppen-/Einheitsführer Einsatzkräfte dem Rettungsdienst zur Verfügung stellen kann. Die Arbeitsbelastung und die Anzahl der Einsätze im Rettungsdienst unterliegen einem stetigen Wachstum. Höchste Zeit, um sich um eine körperliche Entlastung der Rettungskräfte Gedanken zu machen. Dies tut auch der Kreis Soest seit einiger Zeit und führt nun flächendeckend im Kreis Soest auf allen Rettungsfahrzeugen elektrohydraulische Fahrtragen ein.
Kleine „Botengänge“ um spezielles Material (Schaufeltrage etc.) aus den Rettungswagen nachzuführen ist ein Beispiel hierfür. Oder aber „eben die Trage vorbereiten“, um schnellstmöglich den Patienten ins Krankenhaus transportieren zu können. Und genau hier sind wir bei dem Punkt der Neuheit.
Der Rettungsdienst Kreis Soest führt eine neue Modellreihe von Fahrtragen ein. Die bisher bekannten „schwarz-gelben“ Fahrtragen der Firma Stryker, werden sukzessive durch „blaue“ elektrohydraulische Fahrtragen der Firma Stollenwerk ersetzt. Die neue Fahrtrage der Firma Stollenwerk kann mit bis zu 320kg belastet werden und hebt und senkt sich auf Knopfdruck. Bei Bedarf kann die Trage als Stuhl umfunktioniert werden. Zusätzlich, kann mit dem LED-Blaulicht eine Gefahrenstelle (z.B. eine verletzte Person auf der Straße) abgesichert und der Arbeitsbereich des Rettungsdienstes mit den integrierten Arbeitsscheinwerfern ausgeleuchtet werden.
Soviel Technik allein an einer Fahrtrage, bedarf neben der Theorie auch etwas Praxistraining. Nicht nur in der Handhabung der Trage, sondern auch der Verlastung auf den Drehleitern (DLKs) im Kreis Soest. Wie ihr ein solches Praxistraining an eurem Standort durchführen könnt, erfahrt ihr im folgenden Interview mit dem Fahrzeugbeauftragten des Kreises Soest, Benjamin Wennekamp
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Redaktion: Herr Wennekamp, wieso wurde sich für genau dieses System entschieden und nicht wie bisher an der Firma Stryker festgehalten?
Wennekamp: Wir haben im Vorfeld Anforderungen definiert und beobachten den Markt sehr genau. Die verfügbaren Produkte werden anhand von Merkmalen und technischen Daten gegenübergestellt und regelhaft mit den Anforderungen verglichen und bewertet.
Redaktion: Worin liegen die Vor- & Nachteile dieses Systems gegenüber den der Mitbewerber?
Wennekamp: Vorteile sind bei diesem Produkt der Funktionsumfang (z.B. die Möglichkeit eine Stuhlfunktion zu nutzen) sowie die sehr hohe Anwender- und Patientensicherheit.
Redaktion: Wie viele dieser neuen Fahrtragen gibt es aktuell? An welchen Wachen?
Wennekamp: Aktuell verfügen wir über 6 Systeme. Der Einsatz auf den Wachen unterliegt einer gewissen Dynamik, da die Fahrzeuge je nach Laufleistung ausgetauscht werden, um so in Summe eine ausgewogene Auslastung erzielen zu können. Eine klare Aussage zu den jeweiligen Einsatzorten kann somit nicht getroffen werden.
Redaktion: Ändert sich etwas für die Feuerwehren bei der Verlastung auf dem Drehleiter Korb?
Wennekamp: Die Adapter zur Aufnahme auf den Drehleitern welche uns aktuell zur Verfügung stehen sind noch aus der Erstserie des Herstellers. Wir testen aktuell an jeder DLK im Kreisgebiet auf Kompatibilität, sofern hier keine Änderungen mehr erforderlich sein sollten können anschließend die Adapter in der entsprechenden Anzahl beschafft werden.
Redaktion: Wird die Trage auf jeder DLK verlastbar sein?
Wennekamp: Bezugnehmend auf meine vorherige Antwort kann ich da zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen, da wir noch nicht alle Drehleitern testen konnten.
Redaktion: Wird die Tragenaufnahme für die DLK in enger Zusammenarbeit mit der Firma Stollenwerk produziert/angepasst?
Wennekamp: Die Adapter zur Aufnahme auf den Drehleitern werden von der Firma Stollenwerk produziert und aktuell in Zusammenarbeit mit den Anwendern bei Bedarf noch modifiziert.
Redaktion: Ab wann wird die Stollenwerktrage auf allen RTWs verlastet sein?
Wennekamp: Das ist in der aktuellen Situation ein bisschen der Blick in die Glaskugel, rein theoretisch könnte sofern sich nichts anderes ergibt eine komplette Umstellung in etwa 4 Jahren abgeschlossen sein. Planerisch gehen wir davon aus, dass in 4 Jahren alle RTW umgerüstet sind.
Redaktion: Wird die Stollenwerk Trage auch Einzug in die KTWs des Kreises Soest erhalten? Hier wird ja bei Neuanschaffungen bisher die elektrohydraulische Fahrtrage der Firma Kartsana eingesetzt.
Wennekamp: Diesbezüglich sind wir noch in der Findungsphase, da wir planerisch mit der Beschaffung der nächsten KTW Ende 2022 beginnen werden kann ich dazu noch keine Tendenz nennen.
Redaktion: Wird eine Vorstellung des Systems – wie sie bereits vereinzelt bei Feuerwehren im Kreisgebiet stattgefunden hat – bei allen Feuerwehren angeboten bzw. ist diese auf Anfrage möglich?
Wennekamp: Gerne bieten wir es allen Feuerwehren im Kreis an mit einem Fahrzeug im Rahmen eines Übungsabends vorstellig zu werden, welches so auch schon an einigen Standorten erfolgt ist. Zwecks Absprache eines Termins kann sich gerne an mich per Mail unter benjamin.wennekamp@kreis-soest.de gewendet werden.
Wir bedanken uns für das für das kurze Interview!